Rückblick Trockensommer 2018

Beinahe ausgetrockneter Möschbach in Beinwil
Moeschbach, Beinwil im September 2018

06.11.2018 - "Hitzewelle", "drittwärmster Sommer", "rekordtiefe Wasserpegel"... Schlagzeilen wie diese begleiteten uns durch den gesamten vergangenen Sommer und Herbst. Zweifellos: Während sich die einen über das beständig schöne Wetter freuten, sehnten sich andere nach Abkühlung und Regen. Doch wie akut war die Trockenheit im Kanton Solothurn und wie wirkte sich diese auf die Gewässer und den Boden aus?

Die nachfolgenden kurzen Beiträge bieten einen Einblick in die aktuellen Daten zum Niederschlag, zu den Abflussmengen, zum Grundwasserstand sowie zur Bodenfeuchte an ausgewählten Standorten im Kanton Solothurn. Datenabfragen zu anderen Standorten sind jederzeit möglich in den Onlinemessnetzen Niederschlag, Grundwasser, Oberflächengewässer und Boden.

Niederschlag: Regionale Unterschiede im Sommer, durchwegs trocken im Herbst

Die Niederschlagsmengen der vergangenen fünf Sommer- und Herbstmonate lagen im ganzen Kanton deutlich unter dem Mittel der letzten 10 Jahre. So betrugen die Niederschläge beispielsweise in Schönenwerd (stellvertretend für viele Gemeinden am Solothurner Jurasüdfuss und Mittelland) in den Monaten Juni bis Oktober nur 55% des Mittelwerts. Etwas weniger unterdurchschnittlich waren die Niederschlagsmengen in vielen Regionen im Solothurner Jura: In Erschwil etwa wurde - dank sporadischer Sommergewitter - im selben Zeitraum immerhin 76% der mittleren Niederschlagsmenge erreicht. In den Monaten September und Oktober war aber auch hier die Trockenheit ebenso ausgeprägt wie südlich des Jura.

Die bisherige Gesamtjahresbilanz (Januar bis Oktober) wird in allen Regionen vor allem dank dem ausgeprägt nassen Jahresbeginn aufgebessert: Verbreitet fiel im Januar mehr als die doppelte Regenmenge als im langjährigen Mittel, wovon insbesondere das Grundwasser noch den ganzen Sommer zehren konnte.

Boden: Lange Phase sehr trockener Böden

Nach einer Trockenphase zwischen Mitte April und Mitte Mai führten mehrtägige Niederschlagsereignisse bis Mitte Juni verbreitet zu nassen bis feuchten Bodenverhältnissen. Ab Mitte Juni trockneten die Böden jedoch aufgrund einer mehrere Wochen anhaltenden niederschlagsfreien Zeit aus. Die Trockenheit blieb trotz vereinzelter Sommergewitter bestehen, denn das Wasser dieser meist kurzen Niederschlagsereignisse konnte nicht tief in den Boden eindringen sondern wurde unmittelbar von den Pflanzen aufgenommen oder verdunstete direkt wieder. In oben stehender Grafik ist gut ersichtlich, dass die Niederschläge zwischen Ende Juli und Oktober keinen nennenswerten Einfluss mehr auf die Bodenfeuchtigkeit ausübten: Die gemessenen Saugspannungen an den Messgeräten - ein Mass für den Wassergehalt des Bodens (hohe Saugspannung bedeutet geringer Wassergehalt) - blieb über lange Zeit praktisch unverändert hoch. Ab Mitte August war die Trockenheit sogar derart ausgeprägt, dass die Sensoren der automatischen Messstationen ausgestiegen sind. Erst mit den Ende Oktober einsetzenden mehrtägigen Niederschlägen wurde sowohl der Ober- wie auch der Unterboden wieder mit Wasser versorgt.

Grundwasser: Genügend Vorrat nach Winterniederschlägen

Trotz der sehr geringen Niederschläge im Sommer und Herbst bewegten sich die Grundwasserspiegel im Rahmen des normalen Jahresverlaufs: Die Grundwasserspeicher füllten sich in den Wintermonaten inbesondere dank den lang anhaltenden Januar-Niederschlägen. Während den Sommermonaten sank der Grundwasserspiegel kontinuierlich. Daran änderten die Sommer-Niederschläge wenig, da diese während der Vegetationszeit das Grundwasser kaum erreichen.

Ein Vergleich mit dem Hitzesommer 2003 (siehe Abbildung oben) zeigt, dass die Grundwasserspiegel - hier am Beispiel der Messstelle Eichholz, Kriegstetten - im vergangenen Sommer und Herbst die Werte aus dem Jahr 2003 nicht unterschritten. Aus diesem Grund mussten beispielsweise in den Bezirken Wasseramt, Gäu, Olten und Niederamt keine Einschränkungen der Grundwassernutzung vorgenommen werden.

Auch in den Jura-Gemeinden im oberen Thal und im Thierstein, welche keinen Zugang zu Grundwasservorkommen haben, konnte die Trinkwasserversorgung trotz einem erheblichen Rückgang der Quellen gewährleistet werden.

Oberflächengewässer: Nur dank Grundwasserspeisung nicht ausgetrocknet

Abflusswerte Dünnern in Balsthal und Dorfbach in Trimbach August bis Oktober 2018

Bei den Oberflächengewässern herrschte im Kanton Solothurn eine Zweiklassengesellschaft: Bäche in höheren Lagen und insbesondere im Jura wiesen aussergewöhnlich tiefe Abflusswerte aus. Insbesondere die Oberläufe verschiedener Bäche, so z.B. der Lüssel, der Lützel oder des Seebachs waren zweitweise fast  ausgetrocknet. In tieferen Lagen profitierten die Bäche jedoch vom Grundwasserzufluss. Deshalb war zum Beispiel der Abfluss der Dünnern oder der Oesch zwar gering aber relativ stabil. Oben stehende Abbildung verdeutlicht dies: Sowohl die Dünnern in Balsthal wie auch der Dorfbach in Trimbach wiesen über den ganzen Sommer - abgesehen von einzelnen Gewittern - abnehmende Abflusswerte auf. Im sehr trockenen Oktober ist beim Dorfbach jedoch mangels Grundwasserspeisung ein deutlich markanterer Rückgang als bei der Dünnern festzustellen. Entsprechend mussten die Wasserentnahmen aus der Dünnern nicht wie befürchtet eingeschränkt werden.