Oensingen/Bienken

Zwei römische Kalkbrennöfen

In der Ausgrabung im Dorfzentrum von Oensingen kamen im Herbst 2011 die südliche Umfassungsmauer einer römischen Villa, zwei Kalkbrennöfen und ein spätrömisches Pfostengebäude zum Vorschein. Das Hauptgebäude der Villa war bereits Ende des 19. Jahrhunderts 120 Meter weiter nördlich entdeckt, aber nie archäologisch untersucht worde.

Beide Öfen entstanden vor dem Bau der Umfassungsmauer. Der kleinere Ofen hatte einen Durchmesser von mindestens 2,5 Metern. Die Kalkkammer des zweiten Ofens hatte einen Durchmesser von über 3 Metern und war 2 Meter in den ansteigenden Hang eingetieft. Ein kleiner Pfostenbau überdeckte die Ofenküche, die dem eigentlichen Ofen vorgelagert war und von der aus das Feuer beschickt wurde. Beim Bau der südlichen Umfassungsmauer, die das Villenareal gegen Süden, gegen die Dünnernebene hin abschloss, wurde der Ofen umgebaut und die Küche mit einer Mauer versehen. Die Kalkkammer und die Ofenküche lagen somit innerhalb des Villenareals, die Ofenküche war jedoch von aussen zugänglich. In diesen Öfen wurden Kalksteine während etwa 100 Stunden bei einer Temperatur von ca. 1000° zu Kalk verbrannt. Dieser sogenannte Branntkalk konnte nachher mit Wasser gelöscht und zu Mörtel und Kalktünche verarbeitet werden.

  1. Lage der Grabung zu Füssen der Neu-Bechburg; unter den Häusern in der Bildmitte liegt das Hauptgebäude der Villa.
  2. Der kleine Kalkbrennofen (vorne), der grosse Ofen (Mitte) und die Pfostennegative des Holzgebäudes (hinten).
  3. Der kleine Ofen wird von der Umfassungsmauer geschnitten.
  4. Der grosse Ofen mit der runden Kalkkammer (links) und der Ofenküche (rechts)
  5. Blick von der Ofenküche in Richtung Einfeuerungsöffnung. Durch die obere Öffnung wurde das Brennholz eingeworfen, die untere diente der Luftzufuhr
  6. Letzte Dokumentationsarbeiten im Ofen
  7. Die Umfassungsmauer war stellenweise noch einen halben Meter hoch